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Dem Zufall eine Chance – gerade wegen der KI
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Mehr Zufall in der Unternehmensführung – im Ernst jetzt?!
Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, dem Zufall in der Unternehmensführung das Wort zu reden!“ Doch es ist mein Ernst. In der Rheinischen Post vom 28. April 2025 plädiert die Start-Up-Gründerin und Social-Media-Expertin Felicia Optehostert in ihrer Kolumne für den Zufall und gegen die Algorithmen der KI, die uns den Zufall austreiben wollen – und damit die Lebendigkeit. Denn für die Algorithmen seien Zufälle Ausreißer in der Suche nach dem Muster und würden eliminiert.Es gibt für den Zufall sogar einen eigenen Begriff aus der Wissenschaft: Serendipitäs-Phänomen. Und natürlich bin ich durch Zufall auf diesen Begriff gestoßen: Ich habe mich seinerzeit bei der Lektüre des Handelsblattes vom 21.02.2023 von einem Beitrag von Claudia Obmann fesseln lassen mit der Überschrift „Zufall als Erfolgsfaktor“. Und am Tag drauf folgte eine Kolumne von Frank Dopheide „Raus aus der Logikfalle“ – wenn das kein Zufall ist. Übrigens: Serendipität steht für glückliche Zufälle und unerwartete Erfolge.
Weniger Ratio - mehr Zufall!
„Das Unverhoffte in den geänderten Geschäftsalltag zu integrieren“ – darum geht es laut Christopher Böhnke, Chef von Accenture Song Design (HaBlatt 21.02.2023). Und Frank Dopheide schreibt: „In der täglichen Unternehmensführung unterwerfen wir heute alles und alle dem kalten Blick der Logiker. Das führt zu akuter Gedankenarmut. Eine Nebenwirkung, die uns jetzt in Zeiten großer Umbrüche das Genick brechen kann“. Und: „Wenn es um alles oder nichts geht, werden Logik und Berechenbarkeit zur echten Gefahr.“ Und genau mit Logik und Berechenbarkeit oder auch Wahrscheinlichkeiten arbeiten die Algorithmen der KI - als ob das alles wäre im Leben und in der Unternehmensführung.Fragen Sie sich selber
Stellen Sie sich einfach die Frage selber: Wie durchstrukturiert ist mein Tagesablauf? Wo nehme ich mir Pausen für das Durchatmen, freien Gedankenlauf, für ungeplante Begegnungen, für einen offenen Blick, für die andere Perspektive? Oder ganz anders gefragt: Wann erlauben Sie sich, mal verrückt zu sein oder verrückt zu denken? Sie wissen ja, was das Wort bedeutet: Sie ver-rücken etwas, z.B. Ihre Perspektive. Das kann ungemein nutzenstiftend und gewinnbringend sein.
Und fragen Sie sich im zweiten Schritt einmal, wann Ihre Mitarbeitenden sich solche Ver-rückt-sein-Pausen nehmen? Und ob und wie Sie Ihre Mitarbeitenden darin bestärken und dabei unterstützen? Und ob nicht die Digitalisierung aller Abläufe gerade dies auf Dauer verhindern könnte – weil es in digitalen Abläufen keine Ermessensspielräume mehr gibt. Darauf hat schon die US-Professorin Shoshana Zuboff 2018 in ihrem Buch „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ mit einem prägnanten Beispiel aus dem Mahnwesen aufmerksam gemacht.
Den Zufall fördern
Claudia Obmann gibt im Handelsblatt-Beitrag folgende Hinweise, wie Unternehmen dem Zufall auf die Sprünge helfen könnten:
Das Thema Serendipität offen ansprechen, z.B. durch Fragen in Team-Runden danach, was in der letzten Woche Unerwartetes oder Überraschendes passiert ist? Und dann den Gedanken und Berichten Raum geben und sie wirken lassen.
Zufalls-Erfolge bekannt machen: Das können Sie in den internen Medien genauso tun wie in Gesprächen und Team-Runden. Arbeiten Sie bei den Erfolgen heraus, welche Rolle der Zufall dabei gespielt hat. Sie werden mehr Beispiele finden, als Sie heute denken. Weil wir oft den Zufall als bewusste Handlung verkaufen – ihn also nicht ernst nehmen.
Zufallsbegegnungen schaffen: Das gilt online wie offline. Schaffen Sie Gesprächsgelegenheiten über Teamgrenzen und Hierarchiestufen hinweg – gerade zwischen Teams, die „eigentlich“ gar nichts mit einander zu tun haben. Das Unerwartete, die andere Perspektive. Denken Sie dabei auch an externe Partner wie Kunden, Lieferanten, Kooperationspartner (neudeutsch: Shadowing).
Misserfolge auswerten: Das können auch kleine Misserfolge sein, das muss kein großes „Projektbegräbnis“ sein. Auch hier öffnet eine Frage wie z.B. „Denken Sie an die letzte Woche: War alles so gut, wie es hätte sein können? Was hätten wir anders machen können?“
Kontakte anders nutzen: Wenn Sie neue Menschen kennen lernen, wie stellen Sie sich vor? Die Empfehlung: Mit Stichworten aus Geschäfts- und Privatleben, auch solchen, die „üblicher Weise“ eher ungewöhnlich sind. Werden Sie so für Gesprächspartner interessant und locken Sie diese aus der Reserve.
KI kann dabei auch hilfreich sein: Mit ChatGPT und ähnlichen Programmen können über Stichworte – gerade solchen, die auf den ersten Blick wenig mit einander zu tun haben – Themenlisten oder Bildvorschläge generiert werden. Ergänzen Sie so das Brainstorming / den Gedankensturm in Ihren Teams.
Nutzen Sie immer wieder einen oder mehrere dieser Hinweise. Durchbrechen Sie so die Muster der Vorhersagbarkeit, die uns die Algorithmen immer häufiger präsentieren. Felicia Optehostert schreibt dazu: „Vorhersagbarkeit ist der natürliche Feind des Zufalls. Was uns als ‚für dich empfohlen‘ begegnet, ist kein freundlicher Vorschlag, sondern ein gezielte Einschränkung. Wir bekommen nur noch serviert, was zu unseren bisherigen Mustern passt“. Sollte diese Entwicklung auch immer stärker in der Unternehmensführung Einzug halten, dann wird es immer schwieriger sich vom Wettbewerb zu unterscheiden?!
Den sechsten Sinn zu Wort kommen lassen
Alle Unternehmerinnen und Unternehmer haben einen ausgeprägten sechsten Sinn: Die schwachen, kaum wahrnehmbaren Signale aus allen Kontakten und Erlebnissen aufnehmen und nutzen. Dazu gehört auch das berühmte „Bauchgefühl“. Das nämlich wird gerade aus schwachen Signalen gespeist. Entscheidend ist die Kombination aus Kopf und Bauch!
Frank Dopheide sei dazu noch einmal zitiert: „Manchmal ist das Vernünftigste, nicht allzu vernünftig zu sein“. Und: „Bloß weil etwas unsinnig erscheint, muss es nicht sinnlos sein. Gerade dort, wo das Spielerische die Ernsthaftigkeit überholt, entsteht Unerwartetes. Dann sind Sie der Zukunft auf der Spur. Lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf. Sie werden Ihre helle Freude daran haben. Ihre Kunden, Ihre Mitarbeitenden und Ihre Buchhalter übrigens auch“.
Und Felicia Optehostert formuliert am Ende ihrer Kolumne: „Vielleicht ist der wahre Akt des Widerstandes gegen den digitalen Konformismus das bewusste Suchen nach dem Unerwarteten. Denn wo der Zufall verschwindet, verliert das Leben seine Poesie. Und ohne Poesie bleibt nur: ein Feed.“
Oder auf die Unternehmensführung bezogen: Wir bewegen uns nur noch in bekannten Bahnen, die auch noch immer enger werden – positive Entwicklung wäre dann irgendwann passé!?
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